Bericht aus der Zeitschrift „das Orchester“
Artikel zu Ausstellung in Dissen
Der Orchesterpaparazzo – ein Beitrag von Barbara Overbeck im WDR vom 31.8.09
Wolfram Linke
Der etwas andere Blickwinkel
Andreas Denhoffs heimlicher Favorit ist die Sonnenblume vor einem der Fenster des Doms zu Münster. [Foto: Andreas Denhoff]
„Die Musik hat gesiegt“, schmunzelt Andreas Denhoff, wenn er an die zwei Herzen denkt, die in seiner Brust schlagen.
Allerdings ist dieser Sieg – der 44-Jährige ist Bratschist im Orchester der Städtischen Bühnen, kein Grund für ihn, die Finger vom Fotografieren zu lassen. Im Gegenteil – Denhoff hat das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und sich auf die Orchester- und Konzertfotografie spezialisiert. Und der begeisterte Amateurfotograf hat sich damit zugleich auch ein ganz schwieriges Feld ausgesucht: „Ich muss viel mit Stativ fotografieren, denn die Lichtverhältnisse sind meist sehr schwierig“, verweist er auf „echte Lichtlöcher“, die sich beim Blick auf das Orchester oder die Bühne zeigen.
Auf der Lauer
Um Details zu erwischen wenn seine Kollegen spielen, müsse er regelrecht „wie ein Tierfotograf auf der Lauer liegen“. Als Musiker habe er dabei natürlich den Vorteil, um die richtigen Situationen zu wissen, und: Dirigent und Kollegen unterstützen sein Anliegen, denn die Fotos können vom Orchester beispielsweise auch für Broschüren und Programmhefte genutzt werden: „Seit dieser Spielzeit bin ich sogar dafür engagiert, Fotos für das Jahresprogrammheft zu schießen“, freut sich Denhoff. Realisierbar sei das durch die Wechseldienste des Orchesters – wenn Denhoff frei hat, kann er seine Mitmusiker „in Action“ ablichten. „Ich hab´ aber auch schon gleichzeitig Bratsche gespielt und fotografiert“, gesteht er lächelnd ein..
Schwarz-Weiß
Wie viele sieht er diese Form des Fotografierens als den Hort der Schwarz-Weiß-Bilder: „Ich komme immer wieder grundsätzlich zu Schwarz-Weiß zurück, denn hierbei spielt das Licht als Gestaltungsmittel die Hauptrolle“, erläutert der Bratschist die Vorzüge. Mit seinem Steckenpferd verfolge er ein ganz bestimmtes Ziel – er möchte einen Blickwinkel des Orchesters zeigen, der anderen verwehrt bleibt: „Das bekommt das Publikum sonst nicht zu sehen. Außerdem kann ich im Detail zeigen, was die Kollegen im Konzert machen“, erklärt er seine Intention.
Kuriose Fotos
Diese etwas andere Art des Blicks für ein Motiv setzt sich außerhalb des Orchestergrabens fort: Denhoff bannte seine Mitspieler mitsamt ihren Hobbys auf die digitale Speicherkarte. Es entstanden unglaublich kuriose Fotos – wer hat denn schon mal einen Posaunisten gesehen, der mit Skiern die Treppen im Stadttheater hinunter düst und die Posaune als Skistock einsetzt? Lustig auch der Violinist, der sich daheim einen riesigen Violinschlüssel in den Rasen mäht – oder die Querflötisten, die ihr Instrument als Ballettstange für ihre Übungen nutzt…
Ungebrochene Leidenschaft
Die Leidenschaft fürs Fotografieren ist ungebrochen – bei besseren Berufsaussichten hätte er sich anders entschieden, „aber Studiofotografie ist absolut nicht meine Welt“, unterstreicht Denhoff, warum er lieber „frei“ durch die Motivwelt zieht. Er bevorzuge Bilder in natürlicher Umgebung, nichts Gestelltes und Fotos möglichst ohne künstliches Licht: „Ich hab´ das Orchester noch nie mit Blitz fotografiert“, nennt er ein Beispiel. Seine Motivation ist nicht von gestern: „ich habe schon als Kind mit dem Fotografieren angefangen, mit 13 bekam ich eine Spiegelreflexkamera von meinem Onkel geschenkt“, nennt Denhoff seine Wurzeln. Von seinem Geigenlehrer bekam er dann eine Dunkelkammer geschenkt. Der gebürtige Ahauser kaufte sich Fachbücher, fing an zu pauken und erwarb sich als Autodidakt bei einem Fotowettbewerb seiner Heimatstadt erste Lorbeeren mit dem Sieg.
„stattAnsichten“
Denhoff hat Beruf und Hobby kombiniert, doch er hat nicht nur das Orchester im Fokus: „stattAnsichten“ hieß eine Ausstellung mit seinen Bildern 2007 in der Apothekerkammer. Seine Münstermotive sind nicht die üblichen Postkartenansichten, sondern Andreas Denhoff hat einen ganz eigenen Stil entwickelt, ja einen individuellen Betrachtungswinkel gefunden. Auch in freier Natur ist er häufig unterwegs auf der Suche nach dem ungewöhnlichen Motiv.
Ernsthaft fotografieren
Über die Fotocommunity im Internet hat er mittlerweile einen Münsteraner gefunden, mit dem er jetzt immer gemeinsam auf große Tour durch die Domstadt geht. „Wir konzentrieren uns auf eine stark perspektivische Arbeit. Durch das ernsthafte Fotografieren entwickelt sich eine ganz andere Herangehensweise“, staunt Denhoff und bringt dadurch gleichzeitig den Unterschied zum „Knipsen“ auf den Punkt.
Wolfram Linke
Lang ist es her…
Ich war natürlich damals mächtig stolz darauf, einen Fotowettbewerb (mit einem Berufsfotografen zusammen) gewonnen zu haben und in der Zeitung zu erscheinen. Als Schüler durfte ich in den Sommerferien Fotos für die Ahauser Zeitung machen, so z.B. vom Flohmarkt in Münster(siehe unten). |